Schwindel (lat. Vertigo) ist neben dem Kopfschmerz das häufigste neurologische Symptom und vielfältig in seinen Ursachen.
Wichtig ist es in einer ausführlichen Anamnese die Art des Schwindels (Drehschwindel, Schwankschwindel etc.) zu erfassen. Die Organe, die für das Gleichgewichtsempfinden verantwortlich sind liegen im Innenohr und stehen über Nervenbahnen mit dem Stamm- und Kleinhirn in Verbindung. Das Gleichgewichtsempfinden ist die Summe der Informationen die aus den Sensoren der Skelettmuskulatur, der Wirbelsäule, der Gleichgewichtsorgane sowie der Augen „zentral“ verarbeitet wird.
Die Störung der Mikrozirkulation der im Ohr befindlichen Gleichgewichtsorgane ist häufige Ursache des Schwindels. Beeinflussende Faktoren dieser Mikrozirkulation können Verspannungen der Muskulatur, Verblockungen der Halswirbelsäule, hoher oder niedriger Blutdruck oder Verengungen der zuführenden Gefäße sein.
Je nach Ursache wird die geeignete Therapie gewählt. Wie bei der Hörsturz- und Tinnitusbehandlung werden bei Erkrankungen der Gleichgewichtsorgane (Morbus Meniere, Neuropathia vestibularis) durchblutungsfördernde und antientzündliche Infusionen sowie Tabletten eingesetzt.
Eine begleitende physikalische und krankengymnastische Therapie kann sinnvoll sein.
Wichtig ist die interdisziplinäre Abklärung (HNO, Innere, Neurologie) der Schwindelsymptomatik, um eine optimale Therapie herauszufinden.
Im Falle des häufigen „gutartigen Lagerungsschwindel“, bei dem die Ursache in einer Fehlpositionierung von Kristallen im Gleichgewichtsorgan zu finden ist, zeigen wir Ihnen entsprechende Behandlungsübungen auf.
Schwindel ist ein Phänomen, das allgemein sehr häufig vorkommt. Viele Mädchen und Jungen in der Pubertät leider aufgrund der hormonellen Umstellungen im Körper darunter, aber vor allem auch bei älteren Menschen können Schwindelgefühle häufig auftreten.
Schwindelgefühle können abhängig von der Art des Gefühls sein, aber auch von Situation und Ursachen. Die gängigen Kategorien sind:
Man spricht hier von Attacken, weil die Schwindelgefühle plötzlich und ohne Vorankündigung auftreten. Nach einigen Sekunden, Minuten (manchmal auch Stunden) ist die Attacke vorbei. In vielen Fällen treten diese Attacken auf, wenn der Patient seine Kopfhaltung verändert bzw. bestimmte Bewegungen ausführt.
In diesem Fall ist es möglich, dass Ohrsteinchen die Drehschwindel- oder Schwank-Attacken auslösen. Andere Ursachen können eine Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgans oder der Gleichgewichtsnerven auf beiden Seiten des Kopfes sein.
Im Vorhof der Bogengänge im Innenohr befinden sich von Natur aus winzig kleine Kristalle aus Kalk/Calciumcarbonat, die als Ohrsteinchen, Otolithen oder Statolithen bezeichnet werden. In manchen Fällen lösen sich die kleinen Steinchen aus ihrer ursprünglichen Position und verteilen sich in den Bogengängen. Dort reizen sie die Sinneszellen – vor allem bei plötzlichen Kopfbewegungen oder z. B. nach dem Aufstehen am Morgen.
Die Folge: Zuweilen heftiger Schwindel, der von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden kann. Die Symptome verschwinden oft nach einigen Sekunden wieder – spätestens jedoch dann, wenn der Patient sich ruhig hinlegt.
Die Probleme, die von Ohrsteinchen verursacht werden, werden als peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel (PPLS) bezeichnet.
Ohrsteinchen beunruhigen viele Patienten. Doch Diagnose und Behandlung sind einfach. Mit einem speziellen Lagerungsmanöver werden die Ohrsteinchen dazu gebracht, wieder aus den Bogengängen zu verschwinden. Meist benötigt es nicht mal Medikamente.
Dies könnte ein Anzeichen für die Menière-Krankheit sein. Denkbar sind auch die Schwindelmigräne oder bestimmte Gefäßveränderungen in der Nähe des Hirnstamms. Sie können den Gleichgewichts- und Hörnerv beeinträchtigen. Weitere Ursachen können Durchblutungsstörungen oder Gefäßverkalkungen sein.
In diesem Fall ist es möglich, dass das Gleichgewichtsorgan auf einer Seite ausgefallen ist. Weiterhin kann auch eine akute Innenohrentzündung die Beschwerden auslösen. Manchmal ist Dauerschwindel auch die Folge einer Mittelohrentzündung. Weiterhin möglich: Verletzungen an der Schädelbasis, ein Baro-Trauma oder Schäden an der Halswirbelsäule.
Das sog. Baro-Trauma im Ohr kann durch eine größere Druckdifferenz zwischen der Außenseite und der Innenseite des Mittelohrs ausgelöst werden (z. B. bei Flugreisen oder beim Gerätetauchen bzw. bei tiefen Tauchgängen). Es handelt sich also um eine Verletzung aufgrund von erhöhtem Luftdruck, weswegen man auch von einer Druckverletzung spricht.
Der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, den Druck auszugleichen. Dadurch kann es zu Schäden und Erkrankungen des Mittelohrs oder des Innenohrs kommen, die mit Schwindelgefühlen einhergehen. Im Extremfall drohen Schwerhörigkeit oder eine dauerhafte Trommelfelleinziehung.
Morbus Menière (auch: Menière-Krankheit) ist eine Erkrankung des Innenohrs. Man erkennt sie an drei charakteristischen Symptomen, die meist nur auf einem Ohr auftreten.
Diese Symptom-Trias umfasst:
Mit Morbus Menière können auch ein allgemeines Krankheitsgefühl, Übelkeit, Erbrechen und eine Fallneigung einhergehen. Im Akutzustand ist bei manchen Patienten ein horizontal rotierender Nystagmus erkennbar. Die Augen kreisen dabei waagerecht zur betroffenen Seite, im Anschluss wandern sie auf die nicht betroffene Seite.
Oft ist Schwindel kein Grund zur Sorge. Denn auch vollkommen gesunden Menschen wird ab und an mal schwindlig.
Einen Termin bei uns sollten Sie vereinbaren, wenn die Schwindelgefühle ohne ersichtlichen Anlass in heftiger Weise auftreten und/oder immer wiederkehren. Vor allem, wenn weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Ohrgeräusche, Fieber oder Atemnot dazu kommen. Dies sollte medizinisch abgeklärt werden.
Vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet ist Schwindel selten ein Notfall, da die Auslöser meist gutartig oder harmlos und gut zu behandeln sind. Ein Notfall liegt jedoch vor, wenn die Schwindelgefühle mit Lähmungserscheinungen, Muskelschwäche und Taubheitsgefühlen einhergehen. Dies sind Anzeichen eines Schlaganfalls. Rufen Sie sofort die Notrufnummer 112 an!
Schwindelgefühle mit Übelkeit, Unwohlsein, Sehstörungen oder einer Gangunsicherheit führen oft auch zu Gleichgewichtsstörungen. Hierbei verliert die betroffene Person die Kontrolle über ihre Körperhaltung und Bewegung. Der Patient hat das Gefühl, der Raum würde sich drehen, er würde fallen oder nach oben fliegen. Er kann nicht mehr auf einem Bein stehen oder mit geschlossenen Augen auf einer geraden Linie laufen.
Daran beteiligt ist das sog. Vestibularorgan im Innenohr, welches für das Gleichgewicht zuständig ist. Es besteht aus ringförmigen Bogengängen und Hohlräumen, die als Vorhofsäckchen bezeichnet werden. Sie beinhalten jeweils kleine Härchen und eine Flüssigkeit. Wenn der Patient den Kopf zur Seite legt, verlagert sich zum einen die Flüssigkeit, zum anderen neigen sich die Härchen, die gleichzeitig die Bewegung registrieren und das Signal an die Nerven des Gehirns weitergeben. Währenddessen konsultiert das Gehirn auch andere Sinnesorgane, wie die Augen. Auf diese Weise will es die Information auswerten. Stimmen die Signale aus dem Innenohr und den anderen Sinnesorganen nicht überein, kann beim Patienten Schwindel mit einer Gleichgewichtsstörung auftreten.