27 Sep Nasenspraysucht: Welche Folgen hat sie?
Fast jeder Mensch hat sein kleines oder großes Laster: Die einen essen sehr gerne, bewegen sich aber zu wenig, andere rauchen, wiederum andere trinken regelmäßig zu viel Alkohol. Es gibt auch Menschen, die süchtig nach Medikamenten sind. So greifen Zehntausende Deutsche mehrmals täglich zum Nasenspray, weil sie abhängig sind.
Nur wenige reden offen darüber. Doch auch bei einem Nasenspray handelt es sich um ein Medikament, dessen Missbrauch zu gravierenden Schäden im Körper, vor allem an den Schleimhäuten, führen kann. Wie diese Schäden aussehen, erklären wir Ihnen in diesem Blog-Beitrag.
Wie kommt es zur Nasenspraysucht?
Bei einem Schnupfen oder einer Erkältung reagiert der Körper mit einer vermehrten Sekretproduktion in der Nase. Sie läuft, die Schleimhäute schwellen an und die Atmung wird erschwert. Eine unangenehme Situation, die vor allem den Schlaf beeinträchtigt.
Zur Linderung der Symptome und Verbesserung der Atmung greifen viele zu einem abschwellenden Nasenspray. Die enthaltenen Wirkstoffe wie Oxymetazolin oder Xylometazolin bewirken ein Zusammenziehen der Blutgefäße in den Nasenschleimhäuten, wodurch das Gewebe abschwillt und der Patient besser atmen kann.
Das Medikament soll in der Regel max. 3 Mal am Tag und nicht länger als eine Woche angewendet werden.
Wird das Spray kurzfristig genutzt, sind keine negativen Folgen zu erwarten. Wird es aber über die zeitliche Begrenzung hinaus verwendet, gewöhnt sich die Nasenschleimhaut schnell an das Mittel und es kommt zum sogenannten Rebound-Effekt. Der Teufelskreis der Sucht beginnt: Bedingt durch den Gewöhnungseffekt schwillt die Nasenschleimhaut immer wieder an und fordert den Wirkstoff des Sprays. Die Wirkung lässt dann nach der Anwendung wieder nach, das Gewebe wird wieder dicker. Das drückende Gefühl in der Nase sowie das Problem der Lufteinschränkung verleiten dazu, wieder zum Spray zu greifen. Und alles beginnt wieder von vorne.
Folgen des Nasenspraymissbrauchs
Die Sucht nach Nasenspray ist ein ernstzunehmendes Problem, das die Lebensqualität deutlich einschränken kann, denn: Wird das Nasenspray über einen längeren Zeitraum hinweg benutzt, kann es das Innere der Nase dauerhaft schädigen. Die Nasenspraysucht kann unangenehme Folgen und Auswirkungen haben:
Körperliche Auswirkungen
Die chronisch gereizte Schleimhaut sondert weniger Sekret ab. Sie trocknet aus und kann ihrer Abwehrfunktion nicht mehr vollständig nachkommen. Eindringende Krankheitserreger haben durch die herabgesetzte Immunabwehr leichtes Spiel.
Häufig wird die trockene Schleimhaut so empfindlich, dass sie leicht und häufig zu bluten beginnt.
In schweren Fällen kann es zum Abbau (Atrophie) der Nasenschleimhaut kommen. Das bedeutet, dass sich die Schleimhaut mitsamt seiner Gefäße und Drüsen zurückbildet, wodurch die Atemluft nicht mehr ausreichend befeuchtet werden kann.
In der Folge kann sich die Nasenhöhle erweitern. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit bilden sich in der Nase Borken und Krusten, die einen idealen Nährboden für Bakterien (z.B. Klebsiella ozaenae) darstellen. Wird die Nasenschleimhaut von diesem Bakterienstamm befallen, kommt es zur Bildung eines süßlich-fauligen Geruchs (Stinknase/Ozäna). Meist werden auch die Riechnervenfasern geschädigt. Der Gestank wird so vom Patienten nicht wahrgenommen, sondern fällt z.B. den Angehörigen auf. Hier ist ärztliche und medizinische Unterstützung dringend notwendig.
Psychische Auswirkungen
Eine Nasenspraysucht macht sich meist auch psychisch bemerkbar. Abhängige Patienten sind stets darauf bedacht, ein Nasenspray in greifbarer Nähe zu haben. Ist es nicht da, werden sie unleidlich, vermeintliche Erstickungsängste drohen. Häufig werden auch starke Stimmungsschwankungen beobachtet.
Schäden durch Nasenspraysucht
Um eine mögliche Verkrümmung des Nasenseptums festzustellen, betrachten wir die Nase von außen durch einen Blick in die Nasenlöcher und das Anheben der Nasenspitze sowie von innen durch eine Nasenendoskopie. Weiterhin können wir mit einer sogenannten Nasendurchflussmessung erkennen, ob Unterschiede des Luftstroms beim Ein- und Ausatmen bestehen. In einigen Fällen kann auch eine Röntgenuntersuchung notwendig werden.
Sollten nur leichte Beschwerden bestehen, raten wir in der Regel dazu, Schleimhautprobleme wie eine trockene Nase mit Salzwasserspülungen, Meersalznasensprays oder Salben zu behandeln. Zudem empfehlen wir eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit im Raum (z. B. durch Siedeverdunster).
Helfen diese Maßnahmen nicht oder halten die Beschwerden schon seit längerer Zeit an, ist eine Operation sinnvoll, bei der wir die Nasenscheidewand unter Narkose begradigen. Dies wird als Septumplastik bezeichnet.
Ihr HNO-Arzt Frankfurt
Sollten Sie schon länger und regelmäßig Nasenspray nehmen und einfach nicht mehr davon wegkommen, sollten Sie einen Termin in unserer Praxis vereinbaren.
Es gilt zum einen, mögliche schlimmere Schäden auszuschließen oder gegebenenfalls zu behandeln. Zum anderen ist es nicht einfach, alleine aus dem Teufelskreis der Nasenspraysucht herauszukommen.
Wir helfen ihnen dabei, die Sucht zu überstehen.
HNO Frankfurt: Dr. med. Thomas Fischer & Dr. med. Albrecht Linke
Ihre Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, die Sie in sämtlichen Fragen der HNO-Heilkunde, der funktionell-plastischen Chirurgie sowie der ästhetischen Behandlung von Veränderungen der Gesichtshaut professionell und individuell beraten, untersuchen und behandeln.
Unsere News-Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen für Sie erstellt und dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie ersetzen auf keinen Fall eine ärztliche Beratung, Diagnose und Behandlung und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Beschwerden immer direkt an Ihre HNO Fachärzte in Frankfurt!
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