16 Okt. Juckreiz im Ohr: Ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen
Ein feines Jucken, ein kurzes Kitzeln – und plötzlich richtet sich die Aufmerksamkeit ganz aufs Ohr. Meist vergeht das Gefühl schnell wieder, doch manchmal bleibt es bestehen oder kehrt immer wieder zurück. Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie das Empfinden selbst: von trockener Haut über allergische Reaktionen bis hin zu Entzündungen des Gehörgangs. Ein genauer Blick lohnt sich, denn das Ohr ist empfindlicher, als Sie vielleicht denken.
An welchen Stellen im Ohr kann Juckreiz auftreten?
Ein Gefühl, das zum Kratzen verleitet, kann an verschiedenen Bereichen des Ohrs entstehen.
Am häufigsten betrifft es den äußeren Teil, also die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang. Die Ohrmuschel besteht aus elastischem Knorpel, der von einer dünnen Haut überzogen ist. Diese Haut setzt sich am Eingang des Gehörgangs fort und bleibt dort besonders empfindlich.
Der äußere Gehörgang verläuft leicht gebogen nach innen und endet am Trommelfell, das den Abschluss zum Mittelohr bildet. Seine Haut trägt feine Härchen und spezielle Drüsen, die Ohrenschmalz bilden. Verändert sich dessen Zusammensetzung oder Menge, kann das leicht zu Jucken oder Reizungen führen.
Tiefer im Ohr – also am Trommelfell oder im Mittelohr – gibt es kaum Nervenfasern, die Juckreiz auslösen könnten. Empfindungen aus diesen Bereichen werden deshalb meist als diffuses Kribbeln oder tiefsitzendes Jucken wahrgenommen, obwohl sie ihren Ursprung im äußeren Ohr haben.
Welche Ursachen gibt es für Juckreiz im Ohr?
Ein Kribbeln im Ohr entsteht, wenn die empfindliche Haut im Gehörgang oder an der Ohrmuschel gereizt wird. Das kann sich als Stechen, tiefsitzendes Kitzeln oder unangenehmes Spannungsgefühl äußern. Manche empfinden es, als ob „etwas im Ohr steckt“, das man nicht erreichen kann. Die Auslöser dafür sind vielfältig:
Trockene Haut
Die Haut im äußeren Ohr und am Eingang des Gehörgangs ist empfindlich und auf ein ausgewogenes Zusammenspiel von Feuchtigkeit und Ohrenschmalz angewiesen. Wird dieses natürliche Gleichgewicht gestört, trocknet die Haut aus, spannt und beginnt zu jucken. Besonders nach häufigem Duschen, Baden oder Schwimmen kann zu viel Cerumen ausgespült werden, sodass der schützende Film fehlt.
Trockene Raumluft, häufiges Tragen von In-Ear-Kopfhörern oder Hörgeräten und intensive Ohrreinigung belasten die Haut zusätzlich. Typisch sind ein feines Spannungsgefühl, winzige Hautschüppchen oder ein Kribbeln im Gehörgang.
Ohrenschmalzablagerungen
Das sog. Cerumen erfüllt im Ohr eine wichtige Schutzfunktion. Es hält die Haut im Gehörgang geschmeidig, fängt Staub und Schmutzpartikel ab und wirkt leicht antibakteriell. Normalerweise transportiert sich das Cerumen durch natürliche Kaubewegungen langsam nach außen, wo es eintrocknet und abfällt.
Wenn dieser Selbstreinigungsmechanismus gestört ist, kann sich Ohrenschmalz ansammeln und verhärten. Das passiert z. B. bei verengten Gehörgängen, stark behaarter Ohrhaut oder durch häufige Verwendung von Ohrstöpseln, Kopfhörern oder Hörgeräten. Auch Wattestäbchen schieben Cerumen oft tiefer in den Gehörgang, statt es zu entfernen.
Betroffene spüren dann häufig ein dumpfes Jucken, ein Fremdkörpergefühl oder einen leichten Druck im Ohr. In manchen Fällen kommt es zusätzlich zu einem vorübergehenden Hörverlust oder einem Knistern beim Kauen.
Allergische Reaktionen
Die Haut im Ohr reagiert empfindlich auf bestimmte Stoffe, die mit ihr in Kontakt kommen. Häufig sind Metalle in Ohrringen oder Inhaltsstoffe in Kosmetika, Shampoos und Hautpflegeprodukten die Auslöser für Juckreiz. Gelangen solche Substanzen an die empfindliche Haut der Ohrmuschel oder in den Gehörgang, kann das Immunsystem mit einer Kontaktallergie reagieren – die Haut rötet sich, schwillt leicht an und beginnt intensiv zu jucken.
Typisch ist, dass der Juckreiz plötzlich auftritt, oft begleitet von einem warmen oder brennenden Gefühl. Mitunter bildet sich ein leichter Ausschlag oder die Haut wirkt wund und gereizt. Bleibt der Kontakt zum Auslöser bestehen, können sich die Beschwerden verschlimmern.
Entzündungen des äußeren Gehörgangs
Die sog. Otitis externa zählt zu den häufigsten Ursachen für anhaltenden Juckreiz im Ohr. Dabei entzündet sich die empfindliche Haut, die den Gehörgang auskleidet – meist durch Bakterien oder seltener durch Pilze. Auch winzige Verletzungen, die beim Reinigen oder Kratzen entstehen, können den Weg für Keime ebnen.
Typisch sind ein intensiver Juckreiz, der sich schnell zu einem Brennen oder Schmerz entwickeln kann, sowie ein Wärmegefühl im Ohr. Manche Betroffene bemerken zudem, dass der Gehörgang geschwollen ist oder klar bis eitrig nässt. In ausgeprägten Fällen kann das Hören beeinträchtigt sein, weil der Gehörgang durch die Schwellung verengt ist.
Häufig tritt eine Otitis externa nach dem Schwimmen oder Baden auf, wenn Feuchtigkeit im Ohr zurückbleibt und das Milieu für Keime günstig wird. Daher wird sie umgangssprachlich auch als „Swimmer’s Ear“ bezeichnet.
Hauterkrankungen
Ekzeme, Neurodermitis oder auch Schuppenflechte verändern die Struktur der Haut: Sie wird trockener, schuppiger und verliert ihre Schutzfunktion. Dadurch reagiert sie schon auf kleine Reize mit Juckreiz oder Rötung.
Typisch ist ein anhaltendes oder wiederkehrendes Jucken, das sich häufig mit feinen Schuppen oder rissiger Haut zeigt. Betroffene beschreiben oft, dass der Gehörgang spannt oder sich wund anfühlt. Bei Psoriasis können zusätzlich kleine, silbrig glänzende Hautschuppen sichtbar sein, während bei Neurodermitis eher gerötete, juckende Areale überwiegen.
Das Kratzen oder Reinigen verschlimmert die Beschwerden meist, weil die ohnehin empfindliche Haut weiter verletzt wird.
Pilzinfektionen
Auch Pilze können den äußeren Gehörgang befallen und dort starken Juckreiz auslösen. Diese Form der Entzündung nennt man Otomycosis. Häufig sind Hefepilze oder Schimmelpilze beteiligt, die sich besonders bei einem warmen und feuchten Klima im Ohr wohlfühlen. Das ist z. B. der Fall, wenn nach dem Schwimmen oder Duschen Wasser im Ohr zurückbleibt oder Sie sich in tropischen Regionen aufhalten.
Typisch für eine Pilzinfektion ist ein intensives, tiefsitzendes Jucken, das sich von Tag zu Tag verstärken kann. Manche Betroffene spüren ein Druckgefühl oder leichtes Brennen, andere bemerken einen veränderten Geruch oder bröckelige, verfärbte Ablagerungen im Ohr.
Oft ist das Hören beeinträchtigt, weil der Gehörgang durch das Pilzmaterial teilweise verstopft ist.
Reflektorische Reize
Nicht jedes Jucken im Ohr entsteht direkt an der Haut. In manchen Fällen reagiert der Gehörgang reflektorisch auf Reize, die von benachbarten Nerven oder Organen ausgehen. Der sog. Nervus vagus, der auch Teile des Ohrs versorgt, steht beispielsweise in Verbindung mit dem Rachen, Kehlkopf und sogar inneren Organen. Wird er an einer anderen Stelle gereizt, kann das als Jucken oder Kribbeln im Ohr wahrgenommen werden.
Solche Empfindungen treten z. B. auf, wenn die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum entzündet sind, bei Druckveränderungen im Ohr (etwa durch Erkältungen oder Flugreisen) oder auch durch verspannte Kiefer- und Nackenmuskeln. Das Jucken fühlt sich dann oft tieferliegend an – als käme es von innen. Die Haut im Ohr bleibt dabei jedoch völlig unauffällig.
Juckreiz im Ohr in der Nacht
Wenn der Juckreiz vor allem nachts auftritt, empfinden Betroffene das besonders störend. Nachts kommt das Ohr stärker zur Ruhe – Umgebungsgeräusche fehlen, und Reize werden intensiver wahrgenommen. Dadurch fällt auch ein leichtes Kribbeln oder Kitzeln im Ohr deutlicher auf.
In vielen Fällen steckt trockene Haut oder eine leichte Reizung des Gehörgangs dahinter. Auch Allergien, etwa gegen Bettwäschematerialien, Pflegeprodukte oder Hausstaubmilben, können das Jucken verstärken.
Ohr juckt: Wann ist ein Besuch beim HNO-Arzt ratsam?
Gelegentliches Jucken im Ohr ist meist harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit von selbst. Wenn die Beschwerden jedoch stärker werden oder mit weiteren Symptomen verbunden sind, sollten Sie einen Termin in unserer HNO-Praxisklinik in Frankfurt vereinbaren, damit wir der Ursache auf den Grund gehen können. Typische Warnzeichen, bei denen ein Arztbesuch empfehlenswert ist, sind:
- ein dauerhafter oder häufig wiederkehrender Juckreiz, der länger als einige Tage anhält
- Schmerzen, Brennen oder Druckgefühl im Ohr
- Nässen, Rötung oder Schwellung des Gehörgangs oder der Ohrmuschel
- Flüssigkeits- oder Eiteraustritt aus dem Ohr
- Hörminderung, Knistern oder dumpfes Gefühl im Ohr
- Geruchsentwicklung aus dem Gehörgang
- Juckreiz nach einer Verletzung oder nach dem Kontakt mit Wasser beim Schwimmen
Auch Personen mit Hauterkrankungen, Allergien oder Diabetes sollten bei anhaltendem Jucken frühzeitig ärztlichen Rat suchen, da ihre Haut oft empfindlicher reagiert und Infektionen leichter entstehen.
Juckendes Ohr: Wie verläuft die Untersuchung beim HNO-Arzt?
Um die Ursache für Ihren Juckreiz im Ohr zu finden, gehen wir in unserer HNO-Praxisklinik in Frankfurt Schritt für Schritt vor:
Anamnese (Gespräch über die Beschwerden)
Zu Beginn fragen wir nach wichtigen Details:
- Seit wann besteht der Juckreiz?
- Tritt er ein- oder beidseitig auf?
- Gibt es Begleitsymptome wie Schmerzen, Druck, Nässen oder Hörminderung?
- Verwenden Sie regelmäßig Kopfhörer, Ohrstöpsel oder Hörgeräte?
- Bestehen Allergien, Hauterkrankungen oder häufige Ohrentzündungen?
Ohruntersuchung (Otoskopie)
Mit einem Otoskop/Ohrmikroskop betrachten wir als Nächstes den äußeren Gehörgang und das Trommelfell. Dabei erkennen wir:
- ob Ohrenschmalzablagerungen vorliegen,
- ob die Haut gereizt, gerötet oder geschwollen ist,
- ob sich Sekret oder Ablagerungen im Gehörgang befinden.
Abstrich oder Laboruntersuchung
Besteht der Verdacht auf eine Infektion, nehmen wir einen Abstrich. Diesen lassen wir im Labor untersuchen, um mögliche Bakterien oder Pilze zu identifizieren.
Allergietest oder Hautbeurteilung
Um abzuklären, ob es sich um eine allergische Reaktion oder eine chronische Hauterkrankung kann, kann ein Allergietest oder eine hautärztliche Mitbeurteilung sinnvoll sein.
Durch diese systematische Untersuchung lässt sich die Ursache des Juckreizes in der Regel schnell eingrenzen und gezielt therapieren.
Wie lässt sich Juckreiz im Ohr behandeln?
Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache des Juckreizes. In unserer HNO-Praxisklinik in Frankfurt nehmen wir uns Zeit, um diese genau zu bestimmen und die Therapie gezielt darauf abzustimmen.
- Bei trockener Haut empfehlen wir rückfettende Öle oder pflegende Ohrentropfen, die die Haut beruhigen und ihre natürliche Schutzfunktion wiederherstellen.
- Liegt eine Entzündung vor, behandeln wir diese – je nach Befund – mit entzündungshemmenden, antibiotischen oder pilzhemmenden Tropfen, um Keime effektiv zu beseitigen.
- Ohrenschmalzablagerungen entfernen wir schonend unter Sicht, sodass der Gehörgang wieder frei ist und die Haut abheilen kann.
- Allergische Reaktionen bessern sich in der Regel, wenn der auslösende Stoff gemieden wird. Zusätzlich können antiallergische Medikamente oder Salben helfen, die Reizung zu lindern.
- Begleitende Hauterkrankungen behandeln wir in enger Abstimmung mit Hautärztinnen und Hautärzten, um die Therapie optimal aufeinander abzustimmen.
Darüber hinaus beraten wir Sie, wie Sie Ihre Ohren im Alltag am besten pflegen – etwa durch maßvolles Reinigen, Vermeiden von Wattestäbchen und den Schutz vor übermäßiger Feuchtigkeit. So lassen sich Reizungen vorbeugen und das natürliche Gleichgewicht im Ohr langfristig erhalten.
Juckreiz im Ohr behandeln in Frankfurt
Juckende Ohren sind in manchen Fällen kein harmloses Ärgernis, sondern ein Signal Ihres Körpers. Mit der richtigen Diagnose und Therapie lassen sich Beschwerden oft schnell lindern. Wir sind gerne für Sie da!
Haben Sie Fragen zu diesem Thema oder möchten einen Beratungstermin vereinbaren?
HNO Frankfurt: Dr. med. Thomas Fischer & Dr. med. Albrecht Linke
Ihre Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, die Sie in sämtlichen Fragen der HNO-Heilkunde, der funktionell-plastischen Chirurgie sowie der ästhetischen Behandlung von Veränderungen der Gesichtshaut professionell und individuell beraten, untersuchen und behandeln.
Unsere News-Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen für Sie erstellt und dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie ersetzen auf keinen Fall eine ärztliche Beratung, Diagnose und Behandlung und sollen weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Beschwerden immer direkt an Ihre HNO Fachärzte in Frankfurt!
© “Woman investigating the contents of his ear with her finger ” by sebra, stock.adobe.com
© “Set of cartoon sensory organs. Smell of nose, eye sight, ears, touch of skin, taste of tongue. Human organs and face parts. Educational anatomy visual aid poster template.” by Yuliia, stock.adobe.com
